Durchdachtes Bauchgefühl
yolyo-Produkte sind „durchdacht“. Was darf ich mir da vorstellen?
Ich mag Funktionalität, gerade bei Baby- und Kinder-Produkten. Was nützt der süsseste Strampler mit unpraktischem Verschluss - die schönsten Finkli wenn sie drücken? Gelingt es den Herstellern ihre Überlegungen und Ideen funktionell in die Produktion einfliessen lassen, ist meine Aufmerksamkeit geweckt. Zudem habe ich eine grosse Schwäche für „Zwei-in-eins-Produkte“ – Kinderhocker mit Stauraum für geheime Schätze oder das Wandregal, das zugleich eine Garderobe ist.
Du verkaufst also das, was clever und funktional ist?
Der durchdachte Aspekt auf Funktionalitäts-Ebene ist mir nicht genug:
Ich setze auf Produkte aus verträglichen Materialien die und unter fairen Bedingungen hergestellt werden. Ich erachte es auch als „durchdacht“, Verantwortung für die Umwelt und die Mitmenschen übernehmen. Mein hoher Anspruch an die Ästhethik ist bei meiner Produktauswahl dann das Killer-Kriterium. Stimmt die nicht, fällt das Produkt durch den Raster.
„Durchdacht & kompromisslos“. Es tönt nach Lebensstil bzw. Lebenseinstellung?
Ja. Mein Anspruch an Konsum-Produkte im Allgemeinen widerspiegelt sich natürlich im yolyo-Sortiment. Aber wie Glaubwürdig wäre ich denn, würde ich nicht voll und ganz hinter meinen Produkten stehen? Kompromisslosigkeit habe ich in meinem Handeln schon immer an den Tag gelegt – wenn mir etwas nicht passt ändere ich es. Wenn ich es nicht ändern, orientiere ich mich um. Obwohl ich ein Kopfmensch bin, habe ich mich bei den grossen Entscheidungen im Leben immer auf mein Bauchgefühl verlassen. Die Gründung von yolyo-store.ch war definitiv eine solche Entscheidung.
Eigentlich dachte ich weniger an dich als an einen allgemeinen Zeitgeist. Widerspiegelt „durchdacht“ & „kompromisslos“ den Lebensstil deiner Kundschaft?
Ob meine Kunden in allen Lebensbereichen so kompromisslos konsumieren, kann ich nicht sagen. Mein Ansatz entspricht aber offensichtlich einem echten Bedürfnis. So erlebe ich zwei Kundinnen-Typen: Die einen springen auf die Ästhetik an und finden es toll, dass diese mit verträglichen Materialien und fair produziert wurden. Die anderen gehen punkto nachhaltiger Produktion keine Kompromisse ein, sind es sich aber gewohnt, punkto Ästhetik Abstriche zu machen. Hier punktet yolyo dann gleich doppelt.
War dein Weg in die Selbständigkeit ähnlich durchdacht?
Die Selbständigkeit war kein seit Jahren angestrebtes Ziel. Dafür lebe ich viel zu sehr im Moment. Schaue ich jedoch meinen Werdegang an – aufgewachsen in einer Unternehmerfamilie mit hoher Mode-Affinität, Kommunikationsausbildung, Aufbau und Betrieb Produktmanagement bei FREITAG – so war der Schritt in die Selbständigkeit nicht abwegig. Mein Erfahrungsrucksack war dafür gerüstet. Rückblickend wirkt das schon „durchdacht“. Im Prozess liess ich mich vom Bauchgefühl treiben (lacht).
Du hast also deine Tätigkeit als Produkt-Managerin bei FREITAG für deine yolyo-Store-Idee an den Nagel gehängt. Ein Job, um den dich sicher viele beneidet haben.
Nein. Ich habe mich nicht gegen FREITAG und meinen Job als Produkt-Managerin entschieden, sondern für meine Idee und die Selbständigkeit. Ich lebe sehr im Jetzt und trauere nicht alten Zeiten nach. Auch wenn sie toll waren.
Bestimmt gab es in deinem ersten Jahr auch Dinge, die du dir in der Planungsphase ganz anders vorgestellt hast?
Klar. In der Anfangs-Phase dachte ich zum Beispiel erst, dass ich mich hauptsächlich auf das Online-Geschäft konzentriere. Der Laden in der Marktgasse des Zollfreilagers hat nun aber einen sehr hohen Stellenwert erlangt. Ich versuche möglichst agil zu bleiben und auf neue Gegebenheiten flexibel zu reagieren „Go with the flow“. Das hat bisher sehr gut geklappt.
© - Autorin: www.isabelle-sailer.ch